KLAUS BÜCKER, 67

INGENIEUR, FREIBERUFLER

Life is a rollercoaster

Just gotta ride it

– Ronan Keating, Life is a Rollercoaster

GoF: Klaus, Du magst strategische Perspektive und langfristige Planbarkeit, das liegt Dir in den Genen. Wie war Dein Start ins Leben?

 

Klaus: Ich bin Jahrgang 1955, in Bayern geboren, in Erlangen. Was mich da wesentlich beeinflusst hat, bis ich 15 war, dass ich im Verein Tennis gespielt habe. Und es gab das Jugendzentrum, na, da hat man sich dann so ab 13 mit den Mädels beschäftigt. Ich wusste ja nicht so richtig, wie man das macht, aber man hat sich das halt so ein bisschen abgeguckt, und die Mädels auch natürlich. Mit 15 hat mein Vater sich dann nach Stuttgart als Geschäftsführer begeben, und die ganze Familie ist umgezogen, was für mich ein großer Einschnitt war, wahrscheinlich gar nicht so schlecht. Ich hätte wahrscheinlich in Erlangen kein Abitur gemacht, alle anderen Freunde haben auch kein Abi gemacht. Das Leben war einfach zu schön, sage ich mal. In Stuttgart war ich ein halbes Jahr auf dem Gottlieb Daimler Gymnasium, und der Deutschlehrer sprach Schwäbisch. Das hat mich ein bisschen gestört. Ich bin dann meinem Bruder ins Internat nach Hohenschwangau gefolgt. Ich war weg von Zuhause, kein Einfluss von den Eltern, super Umgebung, dort fingen gleich die Zweitausender an. Da gab es auch ein Schülerheim, na, und da ging halt richtig die Post ab. Im Sommer zu den Seen, und im Winter zum Skilaufen, die Gondelbahn war ja nur zehn 10 Minuten zu Fuß. Damals lag auf dem Tegelberg auf 1.750 Metern noch richtig Schnee, das ist heute inzwischen anders. Das alles war für meine persönliche Entwicklung glaube ich eine ganz wesentliche Geschichte.

 

Dann habe ich Abitur gemacht, danach noch 15 Monate beim Bund. Da war ich auch Ausbilder bei den Fernmeldern in Mannheim. Man schimpft immer so über den Bund, aber mir hat er eigentlich ganz gut getan. Im Wesentlichen haben wir da Sport gemacht, wir hatten ja nur ein paar Stunden, grüne Ausbildung, Kampfstand bauen und so weiter. In Stuttgart habe ich dann Maschinenbau studiert. Meine Eltern wohnten dreißig Kilometer weiter im Remstal, und ich hab’ in Stuttgart mein Ding gemacht.

 

Meine Diplomarbeit machte ich bei der Lufthansa Technik in Hamburg, weil das kleinbürgerliche Stuttgart nicht so meins war. Die Leute reden immer von Kehrwoche und sagen: haha ist das lustig. Das ist aber nicht lustig. Die Schwaben sind schon relativ eigen. Mich hat es weggezogen, ich war eigentlich schon auf Hamburg gereicht. Da kann man sich nur wohlfühlen mit Alster und Elbe und sehr netten, aufgeschlossenen Leuten, im Gegensatz zu den Schwaben.

 

Ich war da 17 Jahre bei der Lufthansa Technik. Und obwohl ich Maschinenbau studiert habe, fing ich im Controlling an, also Betriebswirtschaft. Als ich mal meinem Vorstand vorschlug, auf unserem Grundstück, das genau gegenüber vom Abfertigungsgebäude des Flughafens lag, zusammen mit dem Flughafen ein Parkhaus zu bauen und das dann zu vermieten, meinte der, dass das ja nicht Kerngeschäft sei. Wir hätten da Millionen im Jahr verdienen können, aber das wollte der gar nicht. Da habe ich gekündigt und habe mich selbstständig gemacht. Da war ich 46.

 

Ich war erstmal viereinhalb Jahre als Berater bei Airbus und habe Häuser saniert. Ich habe also einen vollkommenen Schwenk gemacht von kaufmännisch zu rein technisch. War ein bisschen schwer am Anfang, nach der reinen Theorie im Studium und dann 17 Jahre nur kaufmännisch.

 

Das Leben ist das was passiert, während wir dabei sind, andere Pläne zu machen. Über Maschinenbau zum Controlling zum Häusersanieren, von Festanstellungen zum eigenen Unternehmen in die Selbstständigkeit. Da ist der Zufall immer wieder in Dein Leben gegrätscht.

 

Das Leben grätscht definitiv immer wieder rein, ja. Auch bei Airbus wollten die mich zuerst anstellen, dann kam der 11. September, und dann hatten die Einstellungsstopp und das Thema war durch. Aber das Kaufmännische liegt mir, Zahlen, Wirtschaftlichkeit und strategisch Planung in dieser Hinsicht. Der Nachteil daran ist, wenn man in so einem großen Konzern etwas Artfremdes macht, – als Maschinenbauer jetzt BWL im Prinzip? Da kriegt man auch intern viel Gegenwind von den eigenen Kollegen, die halt BWL studiert haben. Die sagen, warum wird der denn jetzt Geschäftsführer, wo ich doch BWL studiert habe, geht’s noch? Da gibt’s viel Hauen und Stechen, das ist gar nicht so einfach manchmal.

 

Es heißt bei Vielen immer noch „Schuster, bleib’ bei Deinen Leisten“, dabei ist es natürlich nicht festgeschrieben, ein Leben lang das Gleiche machen zu müssen, zumal man als junger Mensch im Studium oftmals nicht nicht weiß, was es sonst noch so alles gibt.

 

Ich habe da irgendwie gespürt, dass es das noch nicht war, und ich war immer neugierig, etwas Neues zu machen. Wenn ich das jetzt so nach über 20 Jahren Selbstständigkeit sehe, war das eigentlich die richtige Entscheidung, auch wenn es am Anfang ein bisschen schwer war. Auch finanziell war das ja nicht so ganz ohne Risiko. Im Endeffekt hat es gut geklappt. Also, ich habe dann 12 Jahre Häuser saniert, habe nebenbei bei der Verbraucherzentrale auch noch Energieberatung gemacht. 2014 habe ich das erste Mal in München einen Projektauftrag angenommen, habe daneben noch das Ingenieurbüro gemacht, und ab 2016 habe ich dann nur noch Projekte gemacht. In Frankfurt, oder bei Ricoh in Hannover, bei Beiersdorf in Hamburg, bei Ottobock in Göttingen, also auch wirklich bei größeren Firmen. Dann war ich an der TU und habe dort den Leiter Liegenschaften gemacht, und ja, jetzt bin ich bei der deutschen Rentenversicherung gelandet und mache da einen Klinikneubau für knapp 60 Mio..

 

Du hörst ja nicht auf zu arbeiten.

 

Ja, das fragen mich Viele. Ich spiele ganz gern Squash und die Squash-Jungs, die noch arbeiten oder schon in Rente sind sagen, warum hörst Du denn nicht auf zu arbeiten, kriegst doch Rente! Aber die Rente ist natürlich sehr viel geringer als das, was ich durchs Arbeiten verdienen kann. Ich habe aber gar keine Lust aufzuhören. Ich fühle mich extrem fit, bin geistig gut drauf, warum soll ich denn aufhören, das macht ja Spaß, was ich mache. Jetzt zu Hause sitzen und dann Autos basteln oder so?

 

Der Trend im Arbeitsmarkt geht aktuell in Richtung vier Tage Woche, Wohlfühlathmosphäre und Purpose, damit wird oftmals die Gen Z in Verbindung gebracht.

 

Aber das ist ein Irrweg. Man sieht es ja gerade an der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland. Man muss halt irgendwas dafür tun, dass das Geld reinkommt, und wenn ich ein Unternehmen habe, dann muss halt irgendwer auch die einfachen Tätigkeiten machen. Die Gen Z kenne ich ja, mein Sohn ist 33, meine Tochter wird 31. Die sagen, 60.000 im Jahr ist doch wunderbar, mehr brauche ich doch gar nicht. Da sage ich mir, das ist die falsche Einstellung. Das geht vielleicht ein paar Jahre gut, nur irgendwann mal sagt dann der Arbeitgeber, wir machen das jetzt ganz anders, und ich brauche die gar nicht mehr. 


„Ich glaube nicht, dass sich das durchsetzt, was in den sozialen Netzwerken jetzt häufig gepostet wird zu den geringeren Arbeitszeiten.“


Oder meine Tochter sagt, was, Du fliegst irgendwo hin – das geht ja gar nicht! Also, man kann den Flugverkehr halt nicht komplett unterbinden. Man kann nicht alles online abwickeln. Die guten Geschäfte laufen nur Auge in Auge. Ganz banal: Ich habe eine Baubesprechung, das sitzen 15 Leute drin, viele Bauleiter anderer Firmen. Wenn ich denen nicht ins Augen schaue, wenn ich nur ein online Meeting hätte, das würden die alles gar nicht wahrnehmen. Die würden ihr Ding machen, und die Sache ist vorbei. Am Bau geht halt immer irgendwas schief, es ist nicht so, dass man eine Absprache trifft, und dann passiert das auch, sondern da passieren ganz viele andere Dinge. Da muss man vor Ort sein und sagen, pass auf, das geht so aber nicht! Ich bin ein Präsenzliebhaber.

 

Verschiedene Wissenschaftler geben zu Bedenken, dass das signifikante volkswirtschaftliche Effekte hat: Weniger Steuer- und Rentenzahlungen, weniger Konsum, das gesamte wirtschaftliche Gefüge würde sich nachhaltig verändern. Dazu gab es letztens auch einen interessanten Beitrag von Wolfgang Reitzle unter dem Stichwort „Wohlstand ohne Leistung ist Illusion“. Medial betrachtet scheint es aber, dass es eher eine Minderheit ist, von der man Äußerungen in dieser Richtung hört.

 

Den Artikel habe ich auch gelesen. Ich denke aber nicht, dass diejenigen, die gerade in den sozialen Netzwerken unterwegs sind, dass das die Mehrheit ist. Zum Beispiel: Mindestens 70–75 Prozent aller Menschen leben auf dem Land, die brauchen ein Auto, denen kannst du nicht erzählen, dass die Jetzt ein E-Auto kaufen müssen, da lachen die nur, weil die haben keine Ladesäule zum Laden. Und genau so ist es mit den anderen Themen. Ich glaube nicht, dass sich das durchsetzt, was in den sozialen Netzwerken jetzt häufig gepostet wird zu den geringeren Arbeitszeiten. Und dann ist da auch die Frage, können wir Zuwanderung zulassen? Natürlich müssen wir Zuwanderung zulassen. Da tut sich die Politik extrem schwer zu unterscheiden, wer ist denn jetzt eigentlich derjenige, den wir wollen, und wer will nur in die sozialen Netze rein. Das ist natürlich schwierig. Aber Kanada, Australien, Neuseeland machen es doch vor mit Punkte-Systemen, mit Kursen, mit Eingliederung.

 

Im Ausland spricht man nicht ohne Grund von der „German Angst“. Nicht wenige empfinden Deutschland als ein ängstliches Seniorenheim, das gilt besonders für die Darstellung Älterer in den Medien über alle Kanäle hinweg. Färbt dieses Bild wie bei einer self fulfilling prophecy auf die Älteren ab, macht sie älter, vorsichtiger, ängstlicher?

 

Deutschland ist voller Normen, Vorschriften, Beamtentum. Da kann sich nichts entwickeln. Wenn gebaut werden soll, gibt es ein Dickicht an Vorschriften, bis man da durch ist, dauert es Jahre.


„Die Einstellung der Beamten ist nicht förderlich, alle werden Beamte, alle wollen das. Aber das bringt uns nicht voran.“


Und die Einstellung der Beamten ist nicht förderlich, alle werden Beamte, alle wollen das. Aber das bringt uns nicht voran. Natürlich hat das einen Einfluss auf die Politik, die für diese Menschen Entscheidungen treffen und wiedergewählt werden wollen. Von allen Altersstufen. 

 

Hilft es, mit Jüngeren zusammen zu sein und sich auszutauschen? Auch wenn die vielleicht ganz anderer Ansicht sind, ist es aber auch belebend und lehrreich, – man hat ja auch als Älterer nicht die Weisheit mit Löffeln gefressen. 

 

Die Bauleiter sind in der Regel alle jünger als ich. Da gibt es dreißigjährige, und es gibt halt auch 40-, 50-, 60jährige. Auf der Bauleitungsschiene hat man kein Problem, die beurteilen nur, wie pragmatisch man an die Sache rangeht. Dieses Ideologische, Moralische, das kommt eher von meinen Kindern. Oder in den Sozialen Medien, da wird oftmals etwas Ideologisches vorgeschoben, um etwas ganz anderes zu sagen. Das ist auf so einer Baustelle ganz anders. Aber, klar, das Lernen: Natürlich lernt man auch von den Jüngeren, der Einfluss ist da. CO2-Fußabdruck, Nachhaltigkeit, das ist ja alles richtig! Man hat das jetzt nicht so drauf, man hat es nicht so gelernt, aber man sieht ja auch, dass das der richtige Weg ist. Man lernt von denen schon, logisch. 

 

Die Forderungen der Jüngeren sind natürlich charmant, das ist ja im Kern gar nicht so doof. Viele Unternehmen haben tatsächlich Nachholbedarf, an die wichtige Ressource Mitarbeiter und deren Motivation zu denken, um sie damit zu binden. Kommt es nur darauf an, auf welche Weise das Miteinander zwischen den Generationen gestaltet wird? 

 

Das Miteinander sehe ich gar nicht als so schwierig an. Weil Du den Purpose angesprochen hast: Also, mir macht mein Job Spaß, und es gibt halt nur Wenige, die das machen, was ich mache. Insofern bin ich relativ privilegiert bei der ganzen Geschichte, auch bei der Jobauswahl, und ich verdiene relativ viel Geld. Und ich, ich arbeite eigentlich fürs Geld. Neben dem ganzen Spaß, den ich habe, ist es mir eigentlich egal, ob ich für den Kunden A oder B arbeite, weil die Jobs sehr ähnlich sind, und ich weiß, was ich da tue. Klar, die Firmen versuchen letztlich, die Mitarbeitenden zu binden mit Purpose und Sinnhaftigkeit.

 

Ich habe vor vielen Jahren einmal an einer Marketingveranstaltung bei OTTO teilgenommen. Da hat der Strategievorstand, der war damals 37 oder so, ein junger Kerl, gut aussehend, sehr eloquent, einen Zweistundenvortrag gehalten, dass die Otto Gruppe mit 136 verschiedenen Marken weltweit 2012 festgestellt hat, dass der Umsatz runtergeht. Und dann haben sie gesagt, was soll ich denn da tun? Meine Lieferketten habe ich im Griff, das Marketing, alles, was eigentlich zu optimieren ist, habe ich im Griff. Das Einzige, was ich nicht im Griff habe, sind die Mitarbeiter, also das Potenzial, was ich noch aus den Mitarbeitern schöpfen könnte. Daran zu arbeiten haben die als Ziel ausgegeben, dass die Zufriedenheit höher und die Fluktuationsrate geringer wird. Die haben ein Riesenprogramm aufgestellt, die haben die Büros geändert, man hat große multispace-Flächen geschaffen, die haben eingeführt, dass man sich duzen kann und so weiter. Das ist ja nur eine kurze Zusammenfassung von den zwei Stunden, aber das hat mich sehr, sehr begeistert. Dass so ein wirklich multinational aufgestellter Konzern auf einmal merkt, dass der Mitarbeiter im Zentrum steht, was ja eigentlich eine Binsenweisheit ist. Nur die meisten optimieren halt eher die Logistik, das Marketing oder wollen die Personalkosten senken und Möglichst viel aus den Mitarbeitern rausquetschen. Nicht auf den Mitarbeiter zu achten, das ist, glaube ich, ein großer Fehler.

 

Je besser die Mitarbeitenden über verschiedene Generationen hinweg zusammenarbeiten, umso mehr Spaß macht es allen und umso produktiver sind sie. Um auf die ältere Generation zu kommen: Ich habe letztens einen spannenden Satz gelesen: „Den Menschen mit Vergangenheit gehört die Zukunft.“ Kann man mit der Erfahrung aus der Vergangenheit ein guter Treiber für die Zukunft sein? 

 

Ich glaube schon, ja. Aber wenn ich mal meine persönliche Situationen da mit reinbringe: Die Jüngeren haben einfach keine Erfahrung, die haben teilweise auch wenig Allgemeinbildung, weil sie natürlich alles online recherchieren können. Wenn ich im Gespräch mit meinen Kindern irgendein Statement abgebe, dann holt eine Tochter das Handy raus und sagt, ah ja, stimmt, das war ’78, da hat der dies und das gemacht. Die hat gar keine Ahnung davon, aber Du kannst das natürlich alles recherchieren. Das ist natürlich eine ganz tolle Geschichte, für die Jungen, für mich, für Dich, für alle. Du kannst einfach immer irgendwo nachschauen. Das gab’s zu unserer Zeit ja nicht. Es gab Zeitungen, es gab Bücher, und das musste man sich anlesen. Ich habe mit 15 angefangen die ZEIT zu lesen. Mit 35 habe ich die mal abgestellt und die FAZ bestellt.

 

Wenn ich jetzt mit den Jungen zusammensitze, mit meinen Kindern, dann werden oft so Meinungsballons gestartet: Meine Freundin hat erzählt, das und das ist so und so. Und dann sage ich, naja, ich glaube eher nicht, und meine Erfahrung ist eine andere. Ich kann da dann auch ein Beispiel nennen, aber das verstehen die gar nicht, das kommt bei denen gar nicht gut an. Die bleiben eher bei ihren Sozialen Medien und ihrer Rechercheumgebung. Die Erfahrung von einem Älteren wird da nicht wirklich geschätzt. Die glauben das nicht. Was ja auch normal ist, ich habe meinem Vater auch nichts geglaubt. Der hat mir immer erzählt, BWL ist gesunder Menschenverstand und Marketing gibt es gar nicht, ich kaufe, was ich will, Werbung? Nee ... Also, die Alten versuchen immer, ihr Ding zu machen, und die Jungen glauben das nicht. Aber so ein bisschen Erfahrung, glaube ich, ist im Leben doch ganz hilfreich.

 

Natürlich ist es wichtig, dass die Jüngeren ihren Weg gehen und vieles verändern wollen, dass sie den alten Weisheiten nicht trauen und den Alten nicht folgen wollen. Geht aktuell bei Generationskonflikten die Schere immer weiter auseinander? Und wie kommt man wieder mehr zueinander?

 

Nun, man kommt nicht zueinander. Man diskutiert am Tisch beim Essen oder beim Skilaufen oder wo auch immer, aber ich glaube nicht, dass der Eine den Anderen überzeugen kann. Die leben in ihrer Social Media-Welt, da ist der Einfluss sehr mächtig. Meiner persönlichen Erfahrung nach ist die Schere recht groß.

(In diesem Moment bekomme ich eine Email von Klaus’ Frau, die offenbar in einem Nebenraum im Homeoffice sitzt:

„Lieber Ralf, der Klaus ist ja immer so bescheiden. Sicherlich hat er dir nicht von seiner Karriere als Senior-Model erzählt! Guckst du: ...“

Es folgt ein Link zum YouTube-Kanal eines Unternehmens, das Apnoe-Masken für Menschen mit Atemaussetzern während des Schlafs vertreibt. Auf dem Intro-Bild liegt Klaus im Bett mit so einer Maske.)

 

Klaus, Du bist Model? Deine Frau schickt mir gerade einen Link ...

 

Ach, Sabine. Die ist echt super. 

 

Ja, sie hat wirklich eine Menge Power ...

 

… nee, die stellt ihr Licht immer so unter den Scheffel. Die kann so viel, macht einen super Job, redet vor über 300 Zuhörern. (Wir sprechen noch etwas über seine Frau.)

Also die Sache mit den Atemmasken, Menschen haben manchmal Atemaussetzer in der Nacht. Da haben wir verschiedene Videos gedreht, die die Masken zeigen, wie man sie benutzt, aufsetzt. 

 

Du bist also Senior-Model. Bist Du auch ein alter weißer Mann?

 

Damit kann ich nichts anfangen. Ich bin Jahrgang 1955, fahre Ski, spiele Squash. Ich habe bei den Deutschen Meisterschaften teilgenommen und warte jetzt auf die Rückmeldung, ob ich bei den Europameisterschaften teilnehmen kann. In meiner Altersklasse natürlich, aber da gibt es einige, die sind so fit, so schnell, unglaublich. Also, alter weißer Mann, nee. 

 

Klaus Bücker, 67, Dipl.-Ing. Maschinenbau, war Geschäftsführer in verschiedenen Unternehmen, gründete 2002 KMB Ingenieure und arbeitet seit 2014 freiberuflich im Bereich Bauherrenvertretung und Projektsteuerung Großprojekte.


©Bild: Skyler Gerald auf Unsplash


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