Muss das eigentlich sein?

Die in den Fünfziger- und Sechzigerjahren geborenen Babyboomer müssen sich neuerdings eine Menge Kritik und Häme gefallen lassen. Warum eigentlich? Replik einer Vielgescholtenen. […]

 

Die Gen Z zerfließt in Selbstmitleid. Den „BoomerInnen“ sei es immer besser gegangen, sagt ihr. Sie hätten sich früh Häuser kaufen können, beruflich seien uns die Dinge zugefallen, habe alles auf uns gewartet. Liebe Gen Z, werdet wach. Ihr streamt zu viele Serien. Kommt in der Wirklichkeit an. „BoomerInnen“ wissen, dass die sonntagabendlichen „Tatort“-Folgen in Häusern und Wohnungen spielen, die andere für Filmsets vermieten, damit sie sich diese Behausungen überhaupt leisten können. Nur die wenigsten von uns wohnen so. Und wenn, dann dank des Erbes unserer Eltern. […]

 

Kommt, liebe Vertreter der Gen Z, berappelt euch, ihr habt doch der Gesellschaft, uns allen, mehr zu bieten als das einfältige sich Über-uns-lustig-Machen, das An-uns- Abarbeiten. Ihr lebt doch ein anderes Miteinander. Wir sehen doch starke junge Frauen, die das tradierte Konkurrenzgehabe überwunden zu haben scheinen. Wow, ganz anders als wir. Und augenscheinlich weniger testosterongesteuerte Männer, die freudig die lackierten Nägel präsentieren wie die Perlenkette um den Hals. Der ein oder andere von euch könnte uns „BoomerInnen“ Tipps geben, wie man selbst völlig übermüdet den Lidstrich noch sicher ziehen kann. Ihr zeigt euch offen, für alle Lebensformen.

 

Und ihr sorgt euch, dass uns diese Welt mit unserem Wohlstand und Verbrauch schneller als gedacht um die Ohren fliegen wird. Darum sorgen wir uns auch, glaubt uns. Wir, die „BoomerInnen“, sind viele – aber nicht alle ignorant.

 

©Text: FAZ, 07.05.2023 | ©Foto: Janosch Lino auf Unsplash